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In einer früheren Kolumne haben wir Zusammenhänge von Spieldaten aus den Spielen der Hinrunde der Borussia analysiert. Es deutete sich in den wenigen Daten an, dass sie in Spielen mit erhöhtem Ballbesitz Probleme hatte diesen in Tore umzumünzen. Tatsächlich ergab eine genauere Analyse anderer ballbesitzorientierter Mannschaften, dass es ein generelles Phänomen ist aus einem erhöhten Ballbesitz und damit verbundenen vermehrten Torschüssen tatsächlich mehr Torchancen zu kreieren. Dies gelang nur Bayern München direkt.

In dieser Kolumne wollen wir einen Vergleich aller Mannschaften und Spiele der Hinrunde bezüglich der Effizienz, aus Ballbesitz Torchancen zu kreieren und letztlich Tore zu schießen, führen. Parallel schauen wir uns an, wie sich die Borussia in das System eingliedert. Wir beginnen zunächst mit der Betrachtung des Ballbesitzes und Torschüsse und gehen dann über zu den Torchancen und Toren.

Ballbesitz

Der Ballbesitz ist, wie wir gesehen haben, kein wirklich signifikantes Maß der Überlegenheit von ballbesitzorientierten Mannschaften bzw. Spielen. Schauen wir uns insgesamt den Ballbesitz aller 153 Spiele der Hinrunde an.

Die Grafik zeigt den Ballbesitz der Heimmannschaft (BbH) und die Torschuss-Differenz (TsD) aus Sicht der Heimmannschaften. Jede Wabe markiert ein oder mehrere Spiele, desto grauer die Wabe, desto mehr Spiele gehören zu dieser Wabe. Zusätzlich zum Vergleich sind die Spiele der Borussia eingezeichnet. Grün dargestellt sind die Heimspiele, hier hatte Borussia den angegebenen Ballbesitz, in rot markiert sind die Beteiligungen als Auswärtsmannschaft, hier ist der Bb der Borussia dann gegeben durch 100-BbH. Die gewonnen Spiele sind mit geschlossenen Punkten gekennzeichnet, die verlorenen Spiele mit offenen und die Unentschieden mit offenen Kreisen und einem '+'. In blau eingezeichnet ist die Korrelationsgerade (r=0.67) mit zugehörigem Schwankungsbereich.

Es sei bemerkt, dass ein entsprechendes Diagramm für die drei Spielzeiten 2014/15-2016/17 extrem ähnlich aussieht mit fast identischem Korrelationskoeffizienten. Der Vergleich und die Entwicklung von Spieldaten über Spielzeiten wird an anderer Stelle thematisiert werden.

In der Grafik sind keine extremen Auffälligkeiten zu beobachten, der mittlere Ballbesitz liegt bei 51.4%, die mittlere TsD bei 3.0, also jeweils ein leichtes Plus für die Heimmannschaft. Punkte innerhalb der Verteilung repräsentieren Spiele, die unauffällig sind, solche am Rand sind Spiele mit außergewöhnlichen Ereignissen. Schaut man sich die Verteilung an, so gibt es grob 10 Punkte (Spiele), die Ausreißer darstellen. Tatsächlich ist die Borussia vergleichsweise häufig mit 4 Mal vertreten. Dies sind die Spiele mit dem Heimsieg gegen Bayern (BbH,TsD)=(23%,-19), die beiden Auswärtsniederlagen gegen Dortmund (79%,10) und Freiburg (44%,18), sowie das Unentschieden zu Hause gegen Mainz (62%,-11).

Die Spieldaten Ballbesitz und Torschuss geben wenig Aufschluss über die Anzahl der daraus kreierten Torchancen. Diesen Aspekt wollen wir uns als nächstes ansehen.

Torchancen

Die beiden folgenden Diagramme zeigen die kreierten Torchancen, die wir in xGoals (xG) von understat.com messen, in Abhängigkeit der abgegebenen Torschüsse, jeweils aufgeteilt in Heim- und Auswärtsmannschaft. In grün und rot sind zum Vergleich die Spiele der Borussia markiert.

Das zuvor beobachtete leichte Plus in Ballbesitz und Torschuss-Differenz ist hier etwas detaillierter aufgelöst. Es äußert sich in einem leicht größeren Korrelationskoeffizienten und höheren mittleren xG-Wert von 1.58 zu 1.11 bzw. mittleren Torschuss-Differenz von 14.6 zu 11.6. Im Mittel hat die Heimmannschaft eine halbe Torchance mehr. Die entsprechenden Kurven sind für die Borussia ebenfalls eingezeichnet. Sie verlaufen höher und flacher und haben natürlich eine deutlich höhere Schwankung. Insgesamt kreiert die Borussia im Mittel zu Hause 1.71 xGoals und auswärts 1.36. Damit liegt sie etwa 10% über dem Schnitt.

Schauen wir uns nun an, was aus den Torchancen letztlich in Tore umgemünzt wird.

Die Grafik zeigt die Tordifferenz in Abhängigkeit der erzeugten xGoals-Differenz aller 153 Spiele der Hinrunde aus Sicht der Heimmannschaft. Die Spiele der Borussia sind wie zuvor ebenfalls eingetragen. Auch hier ist die Borussia wieder mit drei besonderen Spielen am Rande vertreten. Dies sind die drei Niederlagen gegen Dortmund, Leverkusen und Wolfsburg. Mit dem Spiel gegen Wolfsburg ist sie vertreten, weil sie bei fast ausgeglichener xGoals-Differenz mit drei Toren Unterschied verloren hat. Das viel wahrscheinlichere Ergebnis wäre ein 2:2 gewesen. Ansonsten ordnet sich die Borussia recht unauffällig in die Gesamtverteilung ein.

Die Korrelation zwischen xGoal-Differenz und Tordifferenz liegt bei r=0.67 und damit praktisch identisch zum Wert nur für die Spiele der Borussia. Hier performt die Borussia, was das Ausnutzen von erzeugten Torchancen angeht, ganz im Durchschnitt der Liga.

Auch in dieser Grafik ist das Tor- und Chancen-Plus der Heimmannschaften zu erkennen. Insgesamt erzielen die Heimmannschaften aus 0.47 mehr Torchancen 0.41 mehr Tore.

Fazit

Aus Sicht der Heimmannschaften ergibt sich ein Heimvorteil im Schnitt von knapp einem halben Tor sowohl in der Tordifferenz als auch in der Torchancen-Differenz.

Aus Sicht der Borussia lässt sich sagen, sie kreiert etwas mehr Torchancen sowohl zu Hause als auch Auswärts als der Mittelwert der Mannschaften, verwandelt diese dann aber in etwa gleichem Verhältnis um wie im Mittel. Auffällig ist, dass die Borussia vergleichsweise oft in besonderen Spielen vertreten ist. Die beiden Ausreißer-Spiele gegen Dortmund und Leverkusen verschlechtern das Gesamtbild spürbar.

  • Zuletzt geändert: 2018/06/02 11:32
  • von admin